20 Jahre Deutsche Einheit (2010)

Eine Frage der Sichtweise

Ich glaube nicht, dass die realen Lebensverhältnisse in Ost und West(nach 20 Jahren) so anders sind.
Allerdings ist auch mein Eindruck, dass die mediale Darstellung ostdeutscher Verhältnisse häufig insbesondere in Massenmedien etwas geringschätzig und abqualifizierend stattfindet. Zum einen schafft das „Quote“ zum anderen hat die „divite et impera“ Taktik den Vorteil im Land Stimmungen zu schaffen, die den Interessen unserer Leistungs-(weg-) träger entgegenkommen dürften.

Bis auf gewisse nivellierende Strömungen der alten Bundesrepublik, war und ist die Gesellschaft BRD eine auf Distinktion ausgerichtete. Klassen-, Schichten-, Lagen-, oder Milieu- Unterschiede gehören und gehörten zur gesellschaftlichen Realität. Die DDR- Gesellschaft war wesentlich nivellierter, zwar gab es auch dort Distinktion bzw. Distinktionsbemühtheit aber der Grundtenor war auf Gleichheit ausgerichtet.
Diese beiden Sozialisationsmuster treffen nun aufeinander und es kommt zu Irritationen.
Im extrem auf der einen Seite der leistungsorientierte, konsumversaute, nörgelnde auf Konkurrenz dressierte Großmaulwessi.
Auf der anderen Seite der zurückhaltende, bescheidene, Jammerossi.
Da nun jener „Großmaulwessi“ in der Überzahl in den Redaktionen hockt, übrigens beim MDR in fast allen relevanten Bereichen, wird er ostdeutsche Realität auch nur durch seine sozialisatorische Brille wahrnehmen. Je nach Bildungsstand mehr oder weniger sensibel.
Leider ist das westdeutsche Sozialisationsmuster nicht das Beste.

Nicht ganz unschuldig sind dabei natürlich auch einige Ossis, welche sich für ein Handgeld in diversen Shows auf unterstem Unterhaltungsniveau gerne im Jogginganzug vorführen lassen.
Dort wird dann rumgejammert, das die oder der Alte weggelaufen ist und ich denke mir nur: Schau doch einfach mal in den Spiegel und du weißt warum! Zahnärzte und Friseure haben wir auch im Osten!
Eigentlich schämt man sich für solche Zeitgenossen.

Dem gegenüber stehen Berichterstattungen aus dem Leben in der ehemaligen DDR. Dort sind es meist Handwerker oder Angestellte in höheren Positionen, die da auf sehr hohem Niveau rumjammern, wie schlecht es doch in der DDR war.
Jeder DDR-Bürger ,welcher damals einen Handwerker benötigte, weiß was ich damit meine.

Schlimm daran ist, dass seit 20 Jahren Ost gegen West und umgekehrt ausgespielt werden und das Volk dauerhaft die Zeche dafür zahlt, dass man die Konkurrenz aus dem Osten bewusst verhindert hat.

Übrigens, auch Ossis zahlen Soli. Und Wessi jammern nicht weniger als die Ossis. Die BRD hätte sich auch ohne Wiedervereinigung verändert. Mittlerweile hat es so einige Veränderungen in der Welt gegeben und Deutschland hätte sich dem so oder so nicht mehr entziehen können. Schon in den achtziger Jahren hat es sich angedeutet, dass sich einiges ändern muss. Tatsächlich hat sich für einige Branchen der Kollaps durch den „Anschluss“ der DDR etwas verzögert, weil die Ossis erst mal im Kaufrausch waren. Ein großer Teil der Summen für den Aufbau Ost flossen wieder zurück in den Westen, weil sich westdeutsche Unternehmen die Aufträge gesichert haben. Und so mancher Betrieb hätte saniert werden können.

Darin liegt meines Erachtens der Hauptgrund, warum der Osten auch in den nächsten Jahren nicht auf eigenen Füßen stehen wird /kann. Man hat ein Gebiet geschaffen, das nur konsumiert aber wenig produziert und wundert sich, dass das jetzt dauerhaft Geld kostet.
Heute gibt es nur ein einziges Beispiel für einen erfolgreich sanierten Konzern mit Sitz im Osten: Jenoptik
Und wenn man sich ansieht, was dieser Konzern für Jena bedeutet und wie das Umfeld von ihm profitiert, weiß man was falsch gelaufen ist an der „Verbrannten Erde“ Taktik der Treuhand.

Lothar Späth hat einmal sinngemäß gesagt. „Wir dachten, wenn wir die DDR Kombinate sanieren, würde das den Steuerzahler zu viel Geld kosten. Wir hätten viel mehr Kombinate erhalten/sanieren müssen“.

Der Mann hat es erkannt – leider zu „Spät(h)“ Grinsen
Die Begründung für den Steuerzahler war nur der Vorwand, der Grund war ein anderer.

Das tschechische Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner ist mittlerweile fast so hoch wie das ostdeutsche. Und das, obwohl die Produktivität der Tschechoslowakei wesentlich niedriger war als das der DDR.
Wie haben die das nur geschafft? Ohne Wessis in den Ämtern und Ministerien.

Aber trotzdem. Manchmal hilft ein Blick in den Rückspiegel um zu erkennen, was alle Deutsche in den letzten 20 Jahren geleistet haben.

Und darauf sollten wir einfach nur mal stolz sein!

Welche Nation auf der Welt, hätte so einen Kraftakt in so kurzer Zeit bewältigt.
Leider erkennen das nur die Wenigsten. Man pflegt lieber seine gegenseitigen Vorurteile.

In Berlin werden sich wohl diejenigen, welche schon lange die Beziehung zum Volk, egal ob Jammerossi oder Besserwessi,verloren haben, wieder selber feiern und es wird wieder über die Verbrechen der DDR-Diktatur geredet werden.
Die Verbrechen der Treuhandgesellschaft bleiben weiter geheim und in dunkler Verschwiegenheit.

Zu wünschen bleibt eigentlich für die Zukunft, dass sich die unteren Ossis und Wessis gegen die oberen zusammen raufen und gemeinsam rufen:
WIR SIND DAS VOLK!